Wenn du meinen Social Media Kanälen folgst, dann weißt du: ich spreche oft über Lebensmittel. Warne vor Inhaltsstoffen und weise auch immer wieder darauf hin, bei einigen Produkten immer auf BIO zu setzen. Aber wo liegen eigentlich die Unterschiede der vielen Siegel auf den Lebensmitteln? Ich habe für dich einmal die wichtigsten Bio-Siegel zusammengefasst für deinen nächsten Einkauf.
Denn Bio ist nicht gleich Bio – zumindest nicht, wenn man sich die verschiedenen Siegel im Supermarkt genauer anschaut. Ob EU-Bio, deutsches Bio-Siegel, Demeter, Bioland oder Naturland: Alle stehen für ökologische Landwirtschaft, doch die Anforderungen unterscheiden sich zum Teil deutlich. Wenn du genauer hinschaust, erfährst du schnell, welches Label wirklich streng ist – und welches eher auf Mindeststandards setzt.
EU-Bio-Siegel – der gesetzliche Mindeststandard
Das grüne Blatt aus Sternen ist das offizielle Bio-Kennzeichen der EU. Es ist verpflichtend für alle verpackten Bio-Produkte, die innerhalb der EU verkauft werden.
Was steckt dahinter?
- Keine chemisch-synthetischen Pestizide oder Düngemittel
- Keine Gentechnik
- Mindestens 95 % der Zutaten müssen aus ökologischem Anbau stammen
- Eingeschränkter Einsatz von Zusatzstoffen (aber rund 50 sind erlaubt)
Das EU-Bio-Siegel ist quasi der Einstieg in die Bio-Welt. Gut, aber oft nicht sehr streng. Viele Discounter mit ihren Eigenmarken erfüllen gerade so diese Anforderungen – nicht mehr.
Demeter
Demeter geht weit über den EU-Standard hinaus. Es steht für biologisch-dynamische Landwirtschaft. Das Siegel existiert bereits seit den 1920er-Jahren und ist damit das älteste Bio-Label überhaupt. Es wurde auf Basis der landwirtschaftlichen Impulse Rudolf Steiners gegründet und steht bis heute für besonders ganzheitliche und strenge Öko-Prinzipien.
Was macht Demeter besonders?
- Tierhaltung mit deutlich mehr Platz als vorgeschrieben
- Kein Enthornen von Kühen, kein Kupieren von Schnäbeln
- Strenge Regeln bei Futter, Dünger und Tiertransport
- Nur natürliche Zusatzstoffe in verarbeiteten Produkten (weniger als 20 erlaubt)
Wen du bei Bio keine Kompromisse machen willst, liegst du mit Demeter richtig. Dafür sind Demeter-Produkte meist etwas teurer.
Bioland
Bioland ist ein deutscher Anbauverband, der ebenfalls strengere Regeln als das EU-Bio-Siegel vorgibt – besonders im Bereich Tierhaltung und Nachhaltigkeit. Gegründet wurde Bioland 1971 und hat sich seither zu einem der größten Bio-Verbände in Deutschland entwickelt.
Das macht Bioland besonders:
- Tierhaltung mit mehr Platz und Auslauf
- Regionale Futtermittel und Produktion
- Kein Einsatz von chemisch-synthetischen Stoffen
- Nur Bioland-zertifizierte Betriebe dürfen Bioland-Produkte verwenden
Bioland setzt klare ökologische Standards – regional, fair und nachvollziehbar.
Naturland
Naturland verbindet ökologische Landwirtschaft mit sozialen Kriterien – zum Beispiel faire Arbeitsbedingungen oder nachhaltiges Wirtschaften. Der Verband wurde 1982 in Deutschland gegründet und hat sich seitdem zu einem der international bedeutendsten Bio-Anbauverbände entwickelt. Besonders hervorzuheben: Naturland war einer der ersten Verbände, der ökologische und soziale Standards systematisch miteinander verknüpft hat.
Das steckt dahinter:
- Ähnliche Anforderungen wie bei Bioland
- Zusätzliche soziale Standards
- Auch für Fischerei, Textilien oder Kosmetik anwendbar
Ist Bio generell gesünder?
Auch eine Frage, die mir sehr oft gestellt wird. Die kurze Antwort: nicht unbedingt – aber oft schon. Bio-Produkte enthalten in der Regel weniger Rückstände von Pestiziden, da im ökologischen Anbau chemisch-synthetische Spritzmittel verboten sind. Auch bei tierischen Lebensmitteln wie Eiern, Milch oder Fleisch gibt es Vorteile: Die Tiere leben unter besseren Bedingungen, was sich positiv auf die Qualität auswirken kann – etwa beim Fettprofil oder der Belastung mit Medikamentenrückständen.
Allerdings: Bio heißt nicht automatisch nährstoffreicher. Ein Bio-Keks bleibt ein Keks. Wen du dich gesund ernähren willst, solltest also immer auch auf Inhaltsstoffe und Verarbeitung achten – nicht nur aufs Siegel. Bio kann Teil einer gesunden Ernährung sein, ist aber kein Freifahrtschein. Und viele Studien zeigen beispielsweise auch, dass Bioprodukte nicht automatisch mehr Nährstoffe enthalten, als Lebensmittel aus konventioneller Produktion.
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