Botulismus: Wie gefährlich ist das Bakterium Clostridium botulinum wirklich?
Ein Sandwich in einem italienischen Urlaubsort, ein Glas selbst eingelegtes Gemüse oder ein Babygläschen – und plötzlich schwebt man in Lebensgefahr. So geschehen vor wenigen Tagen in Kalabrien: Zwei Menschen starben, mindestens 16 weitere erkrankten schwer, nachdem sie ein Brokkoli-Wurst-Sandwich aus einem Foodtruck gegessen hatten. Ursache: eine Vergiftung mit dem Nervengift Botulinumtoxin.
Doch was steckt dahinter? Betrifft uns das auch hier in Deutschland? Und wie kannst du dich schützen?
Was ist Botulismus?
Botulismus ist eine seltene, aber lebensgefährliche Lebensmittelvergiftung. Verantwortlich ist das Bakterium Clostridium botulinum. Es selbst ist nicht das Hauptproblem – sondern das Gift, das es unter bestimmten Bedingungen bildet: Botulinumtoxin.
Dieses Toxin gehört zu den stärksten bekannten Nervengiften überhaupt. Bereits winzige Mengen können dazu führen, dass Muskeln gelähmt werden – schlimmstenfalls sogar die Atemmuskulatur.
Wie entsteht das Gift?
Clostridium botulinum bildet widerstandsfähige Sporen, die überall in der Umwelt vorkommen – in Erde, Staub oder Wasser. Solange Sauerstoff vorhanden ist, sind diese Sporen harmlos. Gefährlich wird es erst dann, wenn sie in eine luftdichte, feuchte und nährstoffreiche Umgebung geraten, zum Beispiel:
- in Konserven und Einmachgläsern, die nicht ausreichend erhitzt wurden
- in vakuumverpacktem Fleisch oder Fisch, das ungekühlt gelagert wird
- in eingelegtem Gemüse in Öl, wenn es falsch verarbeitet wurde
Bei Temperaturen zwischen 20 und 37 Grad kann das Bakterium aktiv werden – und sein tödliches Toxin bilden.
Was ist besonders gefährdet?
- Selbst eingemachte Lebensmittel sind der häufigste Auslöser – wenn beim Einkochen nicht genug erhitzt wird.
- Hausgemachte Konserven oder Spezialitäten vom Straßenverkauf können riskant sein.
- Industriell verarbeitete Lebensmittel in Deutschland und der EU sind dagegen sehr sicher, weil die Vorschriften für Konservierung und Sterilisation streng kontrolliert werden.
Woran erkennst du eine mögliche Gefahr?
Botulinumtoxin selbst ist unsichtbar, geschmacklos und geruchlos – das macht es so tückisch. Trotzdem gibt es einige Warnzeichen, auf die Verbraucher:innen achten können:
- Aufgeblähte Konservendosen oder Einmachgläser
- Zischende Geräusche beim Öffnen
- Ungewohnter Geruch oder veränderte Konsistenz
Tritt eines dieser Anzeichen auf: Produkt sofort entsorgen – niemals probieren!
Symptome einer Vergiftung
Die Beschwerden treten meist 12 bis 36 Stunden nach dem Verzehr auf. Typisch sind:
- Sehstörungen (verschwommenes Sehen, Doppelbilder)
- Schluckbeschwerden, Sprachprobleme
- Lähmungserscheinungen bis hin zur Atemnot
In solchen Fällen gilt: Sofort ins Krankenhaus! Dort kann ein spezielles Gegengift (Antitoxin) verabreicht werden – je früher, desto besser die Überlebenschancen.
So schützt du dich im Alltag
Mit ein paar einfachen Regeln lässt sich das Risiko deutlich senken:
- Lebensmittel gründlich erhitzen – Botulinumtoxin wird bei über 85 °C für mindestens fünf Minuten zerstört.
- Hygiene beim Einkochen – saubere Gläser, korrektes Sterilisieren, saure Zutaten (z. B. Essig).
- Auf Kühlung achten – vakuumverpackte Produkte immer im Kühlschrank lagern.
- Verdächtige Packungen entsorgen – niemals probieren, wenn ein Glas oder eine Dose ungewöhnlich aussieht.
- Kein Honig für Babys – erst ab dem ersten Geburtstag unbedenklich.
Bild: Envato/ashishk75